Vietnam

Dien Bien Phu
9. Oktober 2010, 27752km

Wie am Vortag erfahren, soll der Bus nach Vietnam bereits um vier Uhr morgens abfahren. Da wir erst noch mit der Fähre auf die andere Flussseite müssen, sitzen wir um halb vier am Ufer und warten. Weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen. Eine halbe Stunde später gesellen sich ein paar Ausländer zu uns. Um fünf ist die Fähre bereit für die Passagiere und auch der Busfahrer ist inzwischen aufgetaucht. Fünfzig Minuten später fahren wir los - zum Glück bringen uns solche Ereignisse in der Zwischenzeit nicht mehr aus der Ruhe.
Die Fahrt ist holprig und der Bus kämpft sich die nasse und rutschige Dreckstrasse die Passhöhe hinauf. 100m vor dem Zoll ist die Strasse dann endlich asphaltiert. Die Zollformalitäten sind schnell erledigt und wir fahren auf der vietnamesischen Seite denn Pass hinunter – in ein Land mit geteerten Strassen, Fabriken und vielen Menschen auf Reisfeldern, ganz im Gegensatz zu Laos.

Eigentlich ist Dien Bien Phu eine touristische Einöde, trotzdem oder gerade deswegen spricht uns beim Frühstück Neville an, ein 65-jähriger Australier. Er ist auf dem Weg zum SOS-Kinderdorf und fragt, ob wir nicht Lust hätten, mitzukommen. Wir schliessen uns an und 30 Minuten später werden wir umringt von Kindern, die uns an der Hand nehmen und sich an unseren Beinen festhalten. Das Zutrauen und die Freude der Kinder ist überwältigend und eine ganz neue Erfahrung für uns. Wir spielen mit ihnen und machen unzählige Fotos, die nach jedem Abdrücken gleich von allen Kindern angeschaut werden wollen.
Tags darauf bringt uns Neville nochmals zum Kinderdorf und am Abend sitzen wir zu dritt in seinem Zimmer bei einer Flasche Wein und selber gemachten Sandwiches. Er erzählt von seinem Leben, seiner Zeit in Vietnam während des Krieges und wie er sich für das SOS-Kinderdorf hier engagiert. Wir erleben drei unheimlich spannende Tage, die wir bei der Ankunft so nie erwartet haben.

Son La
13. Oktober 2010, 27892km
Erst Mittags verlassen wir den Busbahnhof in Dien Bien Phu nach Son La. Der Bus ist erstaunlich sauber, aber einmal mehr super eng. Wir quetschen uns auf die beiden Sitze und lassen die Landschaft vorbeiziehen. Die Häuser erinnern an China und sie sind oft mit Ziegeldächern gedeckt, was in Laos auf dem Land nicht zu sehen war.
Vier Stunden später erreichen wir Son La. Der Busfahrer lässt uns inmitten des Städtchens aussteigen. Eigentlich auf der Suche nach einem bestimmten Hotel checken wir aber gleich im Nächsten um die Ecke ein. Wir bleiben ja nur für eine Nacht.
Son La ist im Reiseführer nicht erwähnt, deswegen erstaunt es uns nicht, dass es hier kaum touristische Infrastruktur gibt. Die Restaurants können wir fast an einer Hand abzählen. Gesättigt nach einem Teller Fried Rice kehren wir ins Hotel zurück und richten den Wecker auf fünf Uhr. Morgen geht unsere Reise nach Hanoi bereits früh los.

Halong Bay

16. Oktober 2010, 28445km

In Hanoi buchen wir eine Tour zur Halong Bay. Im Minibus mit einer Gruppe Touristen aus Australien, England und den USA fahren wir los in Richtung Osten.
In Halong City boarden wir das Schiff. Über zehn Kabinen verfügt das Schiff, ein Restaurant mit vier grossen Tischen und ein Sonnendeck gibt es auch. Leider müssen wir auf dem Deck Jacken anziehen und die Sonnenschirme bleiben geschlossen, denn es ist windig und die ganze Zeit bedeckt. Der erste Halt bringt uns zu einer der vielen Höhlen. Sie liegt in einer der tausend Karstbergen in der Bucht und ist riesig. Nach dem Höhlenbesuch und einer Runde paddeln im Kajak liegt noch ein Sprung ins warme Wasser drin. Nach einer heissen Dusche wird bereits das Abendessen serviert. Die Mahlzeiten sind ausgezeichnet: viel Seafood, frisches Gemüse und feine Saucen hat die vietnamesische Küche zu bieten.
Nach einem vergnüglichen Abend bei Karaoke (die Lieblingsbeschäftigung aller Asiaten und ein Muss für sämtliche Nicht-Asiaten) schaukelt uns das Schiff in den Schlaf. Am nächsten Morgen geniessen wir nochmals das Panorama der unzähligen Karstberge in der Bucht – ein einmaliger Anblick.

Hanoi

17. Oktober 2010, 28598km

3.7 Mio Einwohner leben in Hanoi und 2 Mio Motorräder fahren auf dessen Strassen. Zu den ersten Eindrücken gehört darum viel Lärm, Gestank und Hektik. Um eine Strasse zu überqueren, braucht es Übung und etwas Mut, denn der Verkehr fliesst ununterbrochen und angehalten wird nur bei wenigen Rotlichtern; obwohl auch dann immer noch Motorräder und Autos durchfahren. Um als Fussgänger auf die andere Seite zu gelangen, läuft man langsam los und behält das Gehtempo immer gleich, Stehen bleiben oder Rennen kann zum Verhängnis werden. Trotz diesen Verhältnissen im Strassenverkehr sehen wir in vier Tagen keinen Unfall, irgendwie kommen die Verkehrsteilnehmer immer aneinander vorbei. Wir glauben, dass gute Geister über der Stadt den Menschen zu ihrem Glück verhelfen, denn „Beinahe – Unfälle“ sehen wir alle paar Meter.
In Hanois Strassen wird viel gekocht, und oft die beliebte Reisnudelsuppe, die hier zum Frühstück, Mittagessen oder Abendessen verzehrt wird. Es gibt aber auch etliche Restaurants im westlichen Standard für die zahlungskräftigeren Kunden oder die in Asien weit verbreitete Fastfood Kette KFC.
Für Kulturinteressierte hat Hanoi auch etwas zu bieten, wir beschränken uns allerdings auf den Besuch des Ho Chi Minh Mausoleums und des Museums für Ethnologie – ein wirklich gutes Museum mit vielen Infos (auch in Englisch) über die verschiedenen Völker in ganz Südostasien. Zudem geniessen wir einmal wieder einen Nachmittag im Kino. Der Komplex und die dazugehörige Shoppingmall ist ganz neu und die Angestellten scheinen noch nicht so vertraut mit den Computern für den Ticketverkauf.

Hoi An
22. Oktober 2010, 29378km

Wir wollen am Abend spät den Nachtzug von Hanoi nehmen, werden aber am Bahnhof informiert, dass die Züge südwärts für die kommenden vier Tage wegen Überschwemmungen ausfallen. Enttäuscht verlassen wir das Gebäude und buchen, zurück im Hotel, einen Flug nach Hoi An. Eigentlich haben wir uns auf die Zugfahrt gefreut, nach so vielen Kilometern im Bus.
Hoi An ist eine kleine Stadt, ein Touristenmekka und der beste Ort für massgeschneiderte Kleider und Schuhe. Die Leute sind sehr geschäftstüchtig und versuchen an jeder Ecke den Touristen etwas zu verkaufen. Wir lassen uns von einer Schneiderin überzeugen und bestellen Hosen, Hemden und Jupes – alles massgeschneidert natürlich. Vor der ersten Anprobe sind wir gespannt, ob sich die Investition wirklich lohnt. Nach kleinen Korrekturen kann sich das Resultat aber tatsächlich sehen lassen. Und so werden unsere Rucksäcke wieder dicker und schwerer.
Zwischen den Anproben sitzen wir auf das Fahrrad und fahren an den nahe gelegenen Strand. Die Küste ist windig und die Wellen gross, was für die einen ein umso grösserer Badespass bedeutet. Und das Wasser ist trotz des unruhigen Meeres schön warm.

Ho Chi Minh City
28. Oktober 2010, 30342km

Ho Chi Minh City oder Saigon? Immer wieder hören und lesen wir beide Städtenamen. Wir kommen zum Schluss, dass im Norden von Ho Chi Minh gesprochen wird, im Süden allerdings bevorzugt man Saigon.
Wir besuchen das War Remnants Museum, das mit einer ausgiebigen Fotodokumentation und Relikten über den Vietnamkrieg informiert. Die Bilder sind nichts für schwache Nerven, eine ganze Ausstellung zeigt Opfer von Agent Orange und Napalm.
Zwischen Sightseeing und einem Besuch in Vung Tau, ein Strandort zwei Stunden von Saigon entfernt, besuchen wir mehrmals den Zahnarzt. Wir lassen die alljährliche Reinigung und Kontrolle hier in einer internationalen Klinik machen. Die Ärzte sind wirklich sehr gut, die Ausbildung der Assistenten ist allerdings nicht mit der in der Schweiz vergleichbar. Trotzdem geht alles gut und wir verlassen Ho Chi Minh City mit gesunden Zähnen.

Mekong Delta
2. November 2010, 30602km

My Tho ist eine Stadt wie jede andere in Vietnam. Schmale, bunt bemalte Häuser säumen die Strassen. Für einen flüssigen Verkehr über den Mekong und dessen Nebenflüsse wurden drei riesige Hängebrücken in den vergangen Jahren gebaut, zum Teil mit Unterstützung von Japan und Australien.
Mit kleinen Booten fahren wir auf den Hinterflüssen durch Palmen und Büsche zu einem Ort, wo Kokosnussbonbons hergestellt und an die Touristen verkauft werden. Weiter fahren wir mit dem Boot auf den vorderen Mekong. Der Mekong ist hier in den vorderen und hinteren Flusslauf getrennt. Beide Flussläufe sind 90 Kilometer voneinander entfernt. Deswegen ist der Mekong nicht mehr so immens breit, wie weiter oben im Norden, wo er teilweise mehrere Kilometer vom einen zum anderen Ufer misst.
Am Abend erreichen wir Can Tho. Die Stadt liegt am hinteren Mekong und ist der Ausgangspunkt für den Besuch der schwimmenden Märkte. Die Märkte sind jeweils Morgens von fünf bis acht oder neun Uhr. Die Menschen bringen ihre Ware auf den Booten und kaufen und verkaufen. Bananen, Kokosnüsse, Reis oder andere Lebensmittel werden gehandelt.
Die Bevölkerung lebt nicht nur am, sondern auch auf dem Wasser. Unter den schwimmenden Häusern werden Fische herangezüchtet und in ganz Vietnam verkauft. Die Einnahmen variieren je nach Markt, wo die Fische verkauft werden können. Die Regierung will die Fischzucht allerdings eindämmen, weil zu viele Menschen zurzeit am und vom Mekong leben und die Verschmutzung ein zunehmendes Problem darstellt.
Ein paar Kilometer weiter nördlich sehen wir die Auswirkungen der Monsunzeit – soweit das Auge reicht sind Felder überflutet. Die Einheimischen leben auf schmalen Landstreifen in Häusern auf Stelzen und besitzen anstatt einem Motorrad ein Boot zur Fortbewegung. Strächer und Bäume stehen im Wasser, bis es dann mit dem Ende der Regenzeit langsam zurückgeht. Mit der Schneeschmelze und dem darauf folgenden Monsun im Mai bis Juli steigt der Wasserspiegel dann wieder an.