China

Peking
18. Juni 2010, 12045km

Früh morgens müssen wir auf, um die letzte Teilstrecke der Transsibirischen Eisenbahn nach Peking in Angriff zu nehmen. Unsere Abteilmitfahrer sind für einmal keine Einheimischen, sondern zwei Finnen, die wir bereits aus dem Hostel kennen. Der Zug ist fast ausschliesslich mit Touristen besetzt - nur wenige Mongolen reisen mit nach Peking. Mitten in der Nacht stehen wir an der Mongolisch-Chinesischen Grenze und beobachten gespannt den Radwechsel. Russland und die Mongolei verfügen über eine andere Spurbreite und somit wird der gesamte Zug mit Passagieren in eine Halle gefahren, angehoben, alte Fahrgestelle weg, neue Fahrgestelle her und Wagen absetzen. Nach vier Stunden ist unser Zug wieder zusammengesetzt, der mongolische Speisewagen durch den chinesischen ersetzt und wir können endlich weiterfahren.
Nach der eher trockenen und dünn besiedelten Mongolei erscheint uns China unheimlich grün und bevölkert. In Peking angekommen, suchen wir unser Couchsurfer Host mit U-Bahn und Bus auf. Wir kämpfen noch mit den chinesischen Schriftzeichen, aber das Busstationenzählen stellt sich als eine erfolgreiche Methode heraus, um ans Ziel zu gelangen. 
Sully kommt aus Vancouver USA, lebt seit einigen Jahren in China und ist uns eine grosse Hilfe beim ersten Bahnticketkauf und beim Kauf unserer chinesischen SIM Karte. Sully hostet zwischen 20 bis 30 Couchsurfer pro Monat und wir treffen hier in der Wohnung Mauro aus Weisslingen bei Winterthur an. Mauro ist mit dem Fahrrad unterwegs und reist in Richtung Norden. Somit können wir gleich den Lonely Planet der Mongolei weitergeben, und wir haben ein bisschen weniger Balast für die Weiterreise.
Unsere Erwartungen von riesigen Wohnungssilos die beinahe auseinanderfallen, werden hier nicht erfüllt. Im Gegenteil, in Peking scheint es fast nur neue Gebäude zu geben und auch die öffentlichen Verkehrsmittel sind auf dem neusten Stand. Die U-Bahn und zum Teil auch die Busse sind in Englisch beschriftet - die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel war in Russland definitiv die grössere Herausforderung.

Die ersten Tage machen uns die hohen Temperaturen etwas zu schaffen, Sightseeing bei fast 40 Grad Celsius ist doch etwas zuviel des Guten. Aber mit regelmässigen Pausen kriegen wir auch das hin. Wir besuchen die verbotene Stadt, den Sommerpalast und natürlich die Chinesische Mauer - und zwischendurch legen wir mehrere Kilometer in der Stadt zurück und bestaunen die Chinesen, wie sie im Park bei Tai Chi entspannen, Singen und Musizieren oder Tanzen. Auf dem Weg zum olympischen Stadion werden wir im Bus von einem Chinesen angesprochen und er entscheidet sich kurzum, uns für eine Stunde auf das olympischen Gelände zu begleiten. Huo Yuehua spricht gut Englisch und erzählt uns ein bisschen von sich und seiner Familie. Neben der netten Begleitung beeindruckt uns die grosszügige Anlage, der Park und natürlich die Architektur des olympischen Stadions, auch bekannt als Vogelnest.
Ein weiterer Höhepunkt, nach der Mongolei, ist das chinesische Essen. Mit Sully gehen wir eine Peking Ente essen; das ist die Spezalität in Peking. Wir sind froh, dass wir jemanden haben der sich auskennt, denn die Ente richtig zu essen ist gar nicht so einfach. Die chinesische Küche ist köstlich. Die Speisekarten sind meistens mit Bilder versehen, was das Bestellen sehr einfach macht. Peking ist eine Milionenmetropole die mit dem Westen mithalten will und kann, was allerdings auch bedeutet, das einige Restaurants schon westliche Preise haben.
Xi'an
25. Juni 2010, 13245km
Um die Kosten tief zu halten, buchen wir Eisenbahntickets in der dritten Klasse für die Strecke von Peking nach Xian. Ein Sitz für eine Nacht ist im Flugzeug ja auch nicht aussergewöhnlich. Beim Einsteigen wundern wir uns allerdings über den Ansturm vor dem Zug, quetschen uns aber trotzdem durch die Chinesen und suchen unsere Sitzplätze - die bereits besetzt sind. Die Leute stehen allerdings sofort auf und geben unsere Sitze frei. Sogleich verstehen wir auch das Drängeln der Leute vor den Türen - für unseren Wagon wurden weit mehr Tickets verkauft, als für die vorhandenen Sitzplätze. Wir nehmen die Situation mit Humor und sogleich beginnen die ersten englischsprechenden Mitfahrer uns mit Fragen zu überhäufen.
Stunden später und total übermüdet erreichen wir Xian. Wir finden unseren Abholservice schnell und freuen uns auf das Doppelzimmer und die Dusche im Hostel. Die einzige Mission, die wir noch erfüllen an diesem Tag, ist die Suche nach den besten und günstigsten Restaurants in den umliegenden Strassen.
Tagsdarauf stellen wir fest, dass die Leute hier in Xian häufiger und besser Englisch sprechen als in Peking - oder der Zufall will es, dass wir nur auf diese Menschen treffen. Auf jeden Fall ist die Ticketorganisation für die Weiterfahrt ein Kinderspiel, und wir hätten die Tickets auch ohne die chinesische Übersetzung vom Hostel organisieren können. Sobald wir die Haupteinkaufsstrasse verlassen und die Nebenstrassen durchstöbern, scheinen die Leute nicht oft Langnasen anzutreffen. Sie haben aber offenbar Freude, das wir vorbeischauen. An jeder Ecke ruft uns jemand Hello zu, und die geschäftsfreudigen versuchen uns etwas zu verkaufen.
Der Zufall will es, dass Nic (der Belgier, mit dem wir in der Mongolei auf Tour waren) mit seiner Freundin zur selben Zeit in Xian ist und wir besuchen zusammen die Terrakotta Armee - der Grund, warum wir überhaupt in dieser Stadt sind. Eine Stunde Busfahrt ausserhalb der Stadt befindet sich der Ort, wo vor rund 35 Jahren Bauern auf die ersten Überreste der Soldaten aus Ton gestossen sind. Nur ein Teil der Fundstücke sind bis jetzt ausgegraben worden. In der grössten Halle kann man zuschauen, wie nach wie vor ausgegraben und restauriert wird. Eindrücklich ist vor allem die Vorstellung, wieviel dieser Soldaten noch unter der Erde sind und bis heute noch nicht ausgegraben werden konnten. Unser Besuch endet im nahegelegenen Ort, wo wir einmal mehr als einzige Touristen die Strassen durchstöbern und uns über die Spielsucht der Chinesen amüsieren. Auf den Strassen und in den Restaurants sitzen die Leute und spielen eine Art Schach oder Kartenspiele - in der Regel Männer und Frauen getrennt.

Langzhong

29. Juni 2010, 13745km

Nach einer Busfahrt von vier Stunden durch hügelige Landschaft, bewohnt von Mais- und Reisbauern, erreichen wir Langzhong; ein Ort mit einer Altstadt geprügt von traditionellen, kleinen Häuser und Gassen. Mit der Fahrradrikscha gehen wir zu unserem Hostel, wo wir ein Check-in mit Gesten und unserem Übersetzungsbuch hinkriegen, denn hier scheint niemand Englisch zu sprechen. Später kriegen wir es auch jrgendwie hin, unsere Wäsche waschen zu lassen und unser Zimmer für zwei Nächte zu verlängern. Grundsätzlich scheinen dies nicht sehr komplizierte Dinge zu sein, wenn man aber bei der Anfrage für das Wäsche wasche in den Waschraum mit Handwaschbecken geführt wird, und man jrgendwie sagen möchte "Danke, aber in dem Falle später", und dann von der Receptionistin in die teure Wäscherei geführt wird, weil sie glaubt, ich will die Wäsche nicht selber von Hand waschen - dann wird vielleicht ersichtlich, dass es nicht immer ganz einfach ist. Aber bis jetzt haben wir alles jrgendwie hingekriegt.

Das Entdecken der kleinen Gassen und der Stadt macht hungrig. In der Regel essen wir in den Strassenrestaurants, wo sich die Einheimischen verpflegen. Die Küche dort ist einfach (es gibt kleine, mittlere und grosse Portionen) und immer ausgezeichnet. Jede Familie, die ein Restaurant betreibt, kocht ihre Spezialität - und uns haben es vor allem die selbstgemachten Nudeln angetan. Am Abend suchen wir ein neues Restaurant am Fluss und bestellen jrgendwie jrgendetwas - und sind einmal mehr gespannt, was uns erwartet. Wir erhalten eine Suppe mit Fisch, Gemüse und Bohnen - die Suppe überfordert allerdings unsere Geschmacksnerven nach der Hälfte der Mahlzeit. Sie ist eine regelrechte Explosion von Gewürzen und Düften, sodass wir uns bald sattgegessen haben.

Chongqing
4. Juli 2010, 14085km

Es gibt nur einen Grund, warum wir nach Chongqing reisen: die Flussfahrt auf dem Jangtsekiang in Richtung Osten. Die Stadt selber beeindruckt und trotzdem: riesige Hochhäuser, Brücken und Tunnels dominieren das Stadtbild, welches uns an Manhatten - wegen der Flüsse links und rechts der Stadt - und und San Francisco, weil hier alle Strassen auf und ab gehen - und das Ganze in chinesischer Version.
Im Hostel angekommen, machen wir uns auf die Suche nach den besten Offerten für die Flussfahrt. Die Preise hier sind irgedwie recht hoch und nehmen uns die Vorfreude. Wir gehen erstmal auf Erkundungstour am Hafen und finden dort in einer der zahlreichen Agenturen einen englischsprechenden Chinesen, mit dem wir zu verhandeln beginnen. Eine Stunde später und ein weiterer Telefonanruf am nächsten Morgen bestätigen uns das Ticket zu einem Preis, der für uns und für den Agent stimmt.

Auch Chongqing hat einen kulinarischen Höhepunkt zu bieten: den Hotpot. Das bei uns bekannte Fondue Chinoise ist vermutlich dem Hotpot in China abgeschaut. In China ist das Fondue-Caquelon - oder eben der Hotpot - direkt im Tisch eingebaut. Der Sud besteht vor allem aus Chilis und schmeckt ausserordentlich würzig und scharf, und darin garen wir Gemüse, Tofu, Pilze und Fleisch. Wir geniessen die Mahlzeit zwischen den erstaunten und amüsierten Chinesen, die offenbar hier eher selten Weisse antreffen.
Nach einer weiteren Nacht ist es dann soweit: um 19.30 Uhr werden wir von unserem Agent abgeholt und zum Schiff Three Kingdoms gefahren. Mit einer kleinen Verspätund verlassen wir per Schiff gegen 23.00 Uhr die Stadt.

Jangtsekiang
6. Juli 2010, 15068km

Nach der ersten Nacht auf dem Schiff beginnt das Programm am ersten Tag mit dem Frühstück um 06.30 Uhr und der darauffolgenden ersten Exkursion in eine Geisterstadt, bzw. eine Tempelanlage mit dem sogenannten Geistergott. Wir treffen den verprochenen, englischsprechenden Guide und sind begeistert von seinen Sprachkenntnissen. Wir nutzen die Gelegenheit und fragen ihn über alles Mögliche aus.
Wieder auf dem Schiff geniessen wir einen Nachmittag lang die Aussicht auf den Jangtse und die an uns vorbeitreibenden Dörfer, Felder und Hügel. Die spektakuläre Landschaft mit den ersten zwei Schluchten erwartet uns am zweiten Tag auf dem Fluss. Obwohl die Schluchten vor dem Bau der Staumauer noch tiefer und dramatischer waren, ist die Natur nach wie vor sehr eindrücklich. Mit kleinen Holzbooten fahren wir in einen Seitenarm des Flusses - in den Shennong Strom - hinauf. Einheimische Bauern haben hier einen Zusatzverdienst, indem sie täglich Touristen mit Muskelkraft auf diesen Booten Flussauf- und abwärts paddeln.

Wuhan

9. Juli 2010, 15318km

Eine weitere Millionenstadt, welche ursprünglich aus drei verschiedenen Ortschaften zusammengewachsen ist. Wir machen hier einen Sightseeing Stop und verbringen unsere Zeit vor allem im Internetcafe bei Büroarbeiten, denn wir wollen fit genug sein, wenn wir unser nächstes Ziel, Shanghai, erreichen.
Nicht ganz einfach stellt sich der Kauf unseres Zugtickets in die grosse Metropole aus. Die Sommerferien haben begonnen und alle Chinesen pilgern nach Shanghai an die Expo. Somit ist ein Grossteil der Züge bereits ausgebucht. Wir finden dann aber doch noch zwei Sitzplätze und sogar im D-Zug. Das ist einer der schnellsten Züge in China und Marcel's Favorit.
Wir lassen es uns dann aber doch nicht entgehen, mit der Fähre auf die andere Stadtseite zu fahren, um in den Häuserschluchten und zwischen alten Bauten im Kolonialstil zu flanieren. Viel mehr Eindruck macht dann aber der neue Bahnhof auf uns: ein imenser Glaskomplex mit Check-in Schaltern und Sicherheitskontrollen - wie ein Flughafen. Wuhan wird das Zentrum der neuen Eisenbahnverbindung von Norden nach Süden sein, auf der die Hispeed Züge mit bis zu 350 km/h verkehren werden.

Shanghai
14. Juli 2010, 16134km

Die ersten Tage geniessen wir unser Geschenk - zwei Nächte im Hotel Le Meridien. Wir verlassen kaum das Zimmer und erkunden erst danach die Stadt. Leider will es das Schicksal, dass wir von unserer besten Unterkunft in die schlechteste überhaupt wechseln müssen. Nach einer Nacht verlassen wir die dann umgehend wieder und wechseln in ein Businesshotel, das zur Zeit wegen den Sommerferien wenig Geschäftsleute hat und wir finden dort sogar noch ein Spezialpreisangebot.
Neben der Hotelwechselgeschichte bleibt uns doch noch Zeit, die Stadt zu erkunden und vor allem die Expo zu besuchen. Zwei Abende streunen wir zwischen tausenden von Chinesen über das Expogelände. Glücklicherweise haben wir im Voraus erfahren, dass Schweizer beim Schweizerpavillion die Warteschlange von mehreren Stunden umghen können und wir dürfen durch den VIP Eingang hinein. Vor der Sesselliftfahrt geniessen wir die Bilder aus dem IMAX Film über die Schweizer Alpen und bekommen ein bisschen Heimweh nach Schnee, Alpenweiden und Bergen. Gerne hätten wir auch den Deutschen Pavillion besucht, die Warteschlange von über vier Stunden schreckt uns allerdings ab und wir geniessen das Gebäude von aussen - und das Weissbier in der Bar - natürlich vom deutschen Barmann gezapft.

Der Stadtteil der neuen Pudong Area erkunden wir mit Isolde, eine Chinesin und Freundin von Ron, mit der wir uns spontan treffen. So erhalten wir doch auch noch Einsicht in eine chinesische Wohnung. Etwas erstaunt sind wir, dass Isolde sich hauptsächlich mit dem Auto in der Stadt bewegt. Für uns kaum vorstellbar, dass jemand freiwillig in diesem Verkehrschaos Auto fährt.
Einmal in einer Grossstadt, geniessen wir natürlich Dinge, die sonst nicht so einfach zu finden sind. Zum Beispiel ein Kinofilm in Englisch, eine Toblerone oder Brot und Konfiture zum Frühstück. Auch besuchen wir hier das Büro von MCI und David, der uns schon lange Zeit bevor wir in China eingetroffen sind, zur Seite gestanden ist. Zum Glück ist bis jetzt immer alles glatt gelaufen, und wir mussten die Hilfe von David noch nicht in Anspruch nehmen. Auch die Flugticketbuchung von Shanghai nach Guilin hat nach einigem Hin und Her geklappt - meine Schweizer Kreditkarte wurde nicht auf anhieb akzeptiert. Eigentlich wollten wir auch auf dieser Strecke den Zug buchen, aber da hier in China Ferienzeit ist und die Züge komplett ausgebucht sind, fliegen wir nun in den Süden.

Suzhou
20. Juli 2010, 16218km

Brücken und kleine Kanäle gehören zum Stadtbild von Suzhuo. Wenn die Gondoliere nicht fehlen würden, könnten wir uns in Venedig glauben. Wir verbringen hier drei Tage und geniessen die etwas kleinere Stadt und den etwas kleineren Rummel, im Vergleich zu Shanghai. Suzhuo ist mit der neuen Bahnverbindung nur dreissig Minuten entfernt - und trotzdem ganz etwas anderes. Ein kleines Highlight ist der abendliche Besuch beim Friseur für uns beide. Mit Hand und Fuss kriegen wir hin, dass wir beide die Haare geschnitten bekommen. Die Technik verwundert uns ein bisschen, aber nach rund einer Stunde, einer etwas aussergewöhnlichen Haarwäsche, verlassen wir beide mit kürzeren Haaren das Geschäft - mehr oder weniger zufrieden.

Yangshuo

23. Juli 2010, 17593km

Grün bewachsene Karstberge prägen das Bild in Yangshuo. Wir geniessen das Landleben, machen Fahrradtouren und wandern zwischen Wasserbüffel und Reisfelder.
Unsere Unterkunft liegt in einem kleinen Bauerndorf, rund zehn Minuten mit dem Auto von der Stadt entfernt. Die Menschen rufen den Touristen gerne ein „Hello“ zu und sie freuen sich, wenn wir zurück grüssen. Die Bauern leben noch wie seit eh und je ohne fliessend Wasser im Haus. Die Wäsche waschen die Frauen am Morgen im Fluss und die Hühner haben im ganzen Dorf Auslauf. Abends werden die Enten nach Hause getrieben und Wasserbüffel am Strick vom Feld Heim geführt.
Das Outside Inn wird von der Familie Hudson geführt. Nadine aus der Schweiz und ihr Mann Michael aus England sind mit ihren Kindern und dem Team tolle Gastgeber. Wir bleiben zehn Tage hier und geniessen den kleinen Unterbruch vom Nomadenleben.

Ping'An

2. August 2010, 17771km

Auf rund 800 m über Meer liegen die Longji Reisterrassen und mittendrin das Dorf Ping’An. Die Luft ist hier trockener und kühler als bisher. Schmale Wege und Treppen führen durch das Dorf - Strassen gibt es keine. Schwerere Lasten werden mit Pferden transportiert.
Die Holzhäuser, das Dorf am Hang und die Berge lassen bei uns Heimweh aufkommen. Die Sicht von unserem Balkon erinnert an die schweizer Berge - einzig fehlen die Kuhglocken.
Am Morgen früh erwachen wir vom Lärm der Gockel und stehen bereits mit den ersten Sonnenstrahlen auf, denn wir wollen eine Wanderung in das Nachbardorf machen. Der Ort ist noch ruhig und Touristen sind keine zu sehen. Einige Bauern nutzen den kühlen Morgen für Arbeiten im Reisfeld oder transportieren Waren, die ortsüblich vorne und hinten an einem Bambusstock befestigt und über der Schulter getragen wird. Mit dem verlassen des Dorfes fallen die ersten Sonnenstrahlen in die Reisterassen; für uns ein atemberaubender Anblick.

Ma'an
5. August 2010, 17899km

Die Chengyang Wind and Rain Bridge lockt uns nach Ma’an, ein kleines Bauerndorf der Dong, einer chinesischen Minderheit. Der Tourismus ist bereits angekurbelt, aber noch nicht so verbreitet, wie in anderen Orten in der Provinz Guangxi. Ein paar wenige Leute sprechen ein bisschen Englisch und die Restaurants und Herbergen kann man noch an einer Hand abzählen – der richtige Ort für uns.
Während unserem Aufenthalt befindet sich auch eine Filmcrew im Dorf, die einen chinesischen Film mit traditionellen Kostümen dreht. Es wird wohl einer, der vielen Filme, die täglich im Fernsehen gezeigt werden.
Wir erkunden zu Fuss die Dörfer, die nur durch die Windungen des Flusses und die historischen Holzbrücken getrennt sind. Das Dorfbild ist von Holzhäsern, Hühnern und Enten geprägt. Die Einwohner leben auch hier vom Reisanbau und viele Arbeiten werden noch von Hand oder mit sehr einfachen Mitteln erledigt, wie es bei uns vor Generationen der Fall war. Jedes Dorf verfügt über einen Turm mit einer Halle. Ein Ort für Festlichkeiten, eine Spielrunde am Nachmittag oder zum Tratsch vor dem Mittagessen.

Guilin

8. August 2010, 18081km

Nur ein kurzer Halt zwischen Bus und Nachtzug bringen uns in diese Stadt. Es ist das Zentrum für Reisen nach Yangshuo und in die ländliche Umgebung, und so besteht unsere Hauptaufgabe darin, verkaufstüchtige Agenten abzuwimmeln.

Guangzhou
10. August 2010, 18673km

Übermüdet und hungrig von der Reise mit dem Nachtzug kommen wir aus dem Hauptbahnhof. Wir suchen erfolglos eine Möglichkeit, um das Gepäck tagsüber einzustellen, denn eigentlich treffen wir am Abend unseren Servashost. Kurzentschlossen ändern wir unsere Pläne und checken für die erste Nacht in einem Hotel ein.
Wer nach Guangzhou kommt, will in der Regel etwas kaufen oder verkaufen. Die Stadt schein ein riesiger Markt zu sein – und es gibt hier alles: Fisch, Elektronik, Kleider, Markenprodukte, Nachahmungen, teuere und günstige Sachen. Menschen aus aller Welt tummeln sich hier, um die Ware für den Weiterverkauf in ihr Heimatland zu bringen.

Am zweiten Tag treffen wir uns mit Lawrence, unser Host, und erfahren von ihm, dass die Stadt eine sehr offene Berichterstattung hat. Schliesslich ist Guangzhou am Weitesten von der Hauptstadt Chinas entfernt. Trotzdem wird Peking wohl ein Auge auf die lokalen Medien haben. Lawrence ist 25 Jahre, hat gerade sein Studium beendet und arbeitet bei einer deutschen Firma. Er lebt mir seiner Freundin in einer kleinen Zweizimmer-Wohnung. Wir dürfen uns gleich von ihren Kochkünsten überzeugen und trinken dazu Kaffee aus Vietnam.
Unsere Chinareise endet hier in Guangzhou, und da sich in diesem Land alles ums Essen dreht, geniessen wir am letzten Abend mit unseren Hosts die kantonesische Küche – und einmal mehr haben wir etwas Neues auf unseren Tellern. Es gibt für uns immer noch viel Unbekanntes in diesem grossen und unheimlich abwechslungsreichen Land.