Neuseeland

Christchurch

13. April 2011, 56'355km

Drei Stunden Flug und zwei Stunden Zeitverschiebung trennen uns bei der Ankunft in Christchurch von Australien. Relativ zügig werden wir durch die Campervermietung geschleust und bald sitzen wir wieder in einem Toyota Hiace; ein jüngerer Jahrgang als unser Gefährt in Australien aber mit etwa gleich vielen Kilometern auf dem Buckel.
Eine Nacht bleiben wir in Christchurch und fahren dann in Richtung Süden. Das Wetter ist kalt und nass und am gemütlichsten ist es momentan im Auto. Wir fahren durch Dörfer und vorbei an Felder und Bauernhöfen, Schafen und Kühen bis nach Oamaru. Oamaru ist ein kleines Städtchen, wo heute in alten Lagerhäusern Schafwolle verpackt und in die Welt verschickt wird. Wir kriegen hier die ersten neuseeländischen Pinguine zu Gesicht. Allerdings überzeugt uns der Auftritt wenig. Die Pinguine kommen nicht in Scharen sonder sind nur vereinzelt unterwegs; dafür gibt es hier duzende von Seehunden zu sehen.
Nach einer Nacht auf einem kleinen, privaten Camping geführt von einem Schweizer Paar besuchen wir die Moeraki Boulders – runde Felsen die scheinbar per Zufall in Moeraki am Strand liegen und eine Menge Touristen anziehen.

Milford Sound

16. April 2011, 57'263km

Weiter geht es im Regen quer durch die Insel an die Westküste. Te Anau ist das Ziel: der Beginn einer wunderschönen Autofahrt hoch zum Milford Sound, einer der zahlreichen Fjorde. Begleitet von Bussen gefüllt mit Touristen fahren wir die kurvenreiche Strasse durch die Berglandschaft. Glücklicherweise sind wir ausser Saison unterwegs, im Sommer fährt man hier in einer Autokolonne die Strasse rauf und runter.
Am Milford Sound angekommen steigen wir in ein Schiff und fahren dem Fjord entlang bis aufs Meer. Wir begegnen einer Delfingruppe, die uns eine Weile begleitet und eine kleine Show bieten. Zurück an Land geht es auf derselben Strecke zurück bis nach Te Anau und wir biegen dann wieder nach Norden ab, um nach Queenstown zu gelangen. Queenstown liegt an einem See und zwischen verschiedenen Skigebieten und ist das Zentrum für Adrenalinjunkies. An jeder Ecke versuchen Agenturen die Touristen anzulocken und ein Sprung am Bungie-Seil zu verkaufen. Es ist kalt und wir suchen einen warmen Platz fürs Mittagessen, was nicht ganz einfach ist in diesem Land. Die Geschäfte und Restaurants lassen immer sämtliche Türen offen, um Gäste anzuziehen, egal ob es draussen gerade schneit oder regnet bei frostigen Temperaturen. Wir werden aber dann doch noch fündig und bestellen eine Pizza aus dem Holzofen während wir uns am Cheminéefeuer wärmen.
Via Wanaka geht es weiter an die Westküste, wo wir den Fox- und den Franz Josef-Gletscher besuchen. Neuseeland ist klein und alles liegt nahe beieinander: auf der einen Seite sehen wir das Meer und der Regenwald, auf der anderer Seite sind die Gletscher und felsigen Berge. Ein Weg führt an beide Gletscher heran, allerdings darf man dann nur mit geführten Touren auf das Eis. Weil es auf dieser Seite der Insel extrem starke Niederschläge gibt, sind die Gletscher hier viel stärker in Bewegung als anderswo.

Marlborough Sounds

21. April 2011, 57'615km

Die Marlborough Sounds erstrecken sich über rund 4’000 Quadratkilometer im Norden der Südinsel. Das Gebiet ist von Fjorden und Meeresarmen durchzogen und die Inseln und Halbinseln fallen hier steil in das Wasser ab. Auf einer kurvenreichen Strasse erreichen wir nach etwa vierzig Minuten unseren Campingplatz – und sind froh, dass wir aus dem Auto aussteigen können.
In den Marlborough Sounds verbringt man entweder die Zeit auf dem Wasser oder geniesst die Aussicht vom Wanderweg, der auf der Krete der Halbinsel Kilometerlang bis an die Spitze führt. Wettertechnisch ist es leider nicht so toll auf dem Wasser, so entscheiden wir uns für eine Wanderung durch den Regenwald. Die Pflanzenwelt in Neuseeland ist phantastisch: es gibt riesige Farne die den Wald aussehen lassen, als ob die Gletscher der letzten Eiszeit gerade eben verschwunden sind.

Taupo
25. April 2011, 58'383km

Mit der Autofähre reisen wir drei Stunden auf die Nordinsel. Wir fahren zu den Vulkanen im Tongariro Nationalpark und würden gern die Gegend auskundschaften. Leider ist das Wetter aber nicht auf unserer Seite und wir kriegen nicht mal die Berge richtig zu Gesicht. Die Wolken sind zu tief und es regnet ununterbrochen. Also entscheiden wir uns für das Alternativprogramm im Vulkangebiet: ein Bad in den heissen Quellen. Wir verbrühen uns fast den Hintern im heissen Wasser, das hier einfach so aus dem Boden sprudelt.
Wir sind bereits bald zwei Wochen in diesem Land und immer wieder erstaunen uns die scheinbar wetterfesten Neuseeländer. Wir tragen mindestens eine Jacke, manchmal sogar zwei übereinander, Pullis und warme Socken und die Kiwis (so werden die Neuseeländer auch genannt) denken nicht daran, die Shorts gegen lange Hosen zu tauschen. Aber frieren tun sie nämlich trotzdem: sie klappern mit den Zähnen und haben rote Haut vor Kälte….aber kurzen Hosen scheinen hier ein muss zu sein.

Coromandel Halbinsel und der Norden
26. April 2011, 58'651km

Nachdem wir den Wetterbericht analysiert haben, entscheiden wir uns für einen Besuch auf der Coromandel Halbinsel und wir haben doch noch ein bisschen Glück: die Sonne scheint tatsächlich. Wir nutzen die Gelegenheit und machen eine kleine Wanderung durch den Regenwald. Überall wachsen Pflanzen; von unten nach oben und von oben nach unten.
Nach Coromandel machen wir einen Abstecher in das Nordland um die Kauriwälder zu sehen. Ein Kauribaum kann einen Durchmesser vom Stamm von bis zu fünf Metern erreichen. Die Bäume waren bei den Einwanderern aus Europa ausserordentlich beliebt und der Bestand wurde bis auf wenige Exemplare reduziert. Heute werden alte Bäume zur Verarbeitung aus der Erde wieder ausgegraben. Das Holz ist mehrere hundert oder bis über tausend Jahre alt und wurde in der Erde bestens konserviert.
Unterwegs suchen wir eine Bleibe für die Nacht und werden bei Nils fündig. Nils ist pensioniert und lebt mit seiner Frau auf einem kleinen Stück eines einst riesigen Bauernbetriebes. Heute haben sie noch ein paar wenige Schafe und zwei alte Pferde und bewirten Gäste im Haus oder bieten einen Platz für Camper. Früher hatten die beiden Pferde, 1'500 Kühe und noch mehr Schafe auf zig Quadratmetern bewirtet.

Auckland

30. April 2011, 59'738km

Zwischen T-Shirts aus China, Antiquitäten und frischen Früchten und Gemüse staunen wir über die kulturelle Vielfalt am Sonntagsmarkt in Auckland. Asiaten, Polynesier und Weisse kaufen und verkaufen alles Mögliche, und Unmögliche. Nach einem Kaffee und einem Pain au Chocolat (als ob es direkt aus einer Pariser Bäckerei kommt) verlassen wir den Markt und besuchen das Auckland Museum. Vor allem die Ausstellungen über die Maori interessieren uns, aber auch über Vulkane kann man hier viel erfahren, schliesslich gibt es hier in und um Auckland rund fünfzig von ihnen, und nein, nicht alle sind erloschen.

Die darauf folgenden zwei Tage besuchen wir Marianne und Benno aus der Schweiz. Sie leben seit mehreren Jahren in Auckland und wir freuen uns über die tolle Gastfreundschaft der beiden. Gemeinsam verbringen wir unseren letzten Tag in Neuseeland und beschäftigen uns mit der Schifffahrt – eine wichtige Sache in dieser Seglernation. Die Yacht vom Team New Zealand, mit dem sie den America’s Cup 2000 gewonnen haben, beeindruckt mit seiner Grösse, wenn man davor steht.