Australien
Melbourne
20. Dezember 2010, 41'203km
Great Ocean Road
25. Dezember 2010 - 1. Januar 2011, 42'485km
Adelaide
1. Januar 2011, 42'523km
Flinders Ranges
2. - 8. Januar 2011, 42'692km
Endlich haben wir, was wir schon lange wollten: warme Nächte und schlafen ohne Thermowäsche. Wir sind im australischen Busch angekommen. Die Luft ist trocken und heiss, die Landschaft ist braun und rot und wir sind scheinbar die einzigen Touristen auf der Strasse. Im Redbanks Conservation Park finden wir dann doch noch ein paar Reisende und sind nicht ganz so alleine. Redbanks liegt gleich hinter Burra, ein Ort der seine besten Zeiten bereits hinter sich hat. Viele haben hier ihr Glück bei der Kupfersuche versucht. Irgendwann hat man die Grabungen eingestellt und heute bieten die wenigen Touristen eine kleine Einkommensquelle.
Bevor wir in die Northern Flinders Ranges fahren wollen wir noch im Mount Remarkable National Park einen Stop einlegen. Unser Campingplatz liegt direkt vor einem Bach und die Emus und Känguruhs kommen auf dem Weg zur Trinkstelle mehrmals täglich bei uns vorbei. Es gibt hier versichiedene Wanderungen und so sehen wir etwas von der Umgebung und der hügeligen Landschaft.
Nach drei Tagen im Busch sind unsere Wasservorräte bald aufgebraucht, und so legen wir in Port Augusta einen Halt ein und füllen unsere Tanks wieder auf, bevor wir uns auf den Weg zum Flinders Ranges National Park machen. Die Gegend ist flach und nur von ein paar grösseren Felsen unterbrochen. Die Strasse führt kilometerweit geradeaus, und die entgegenkommenden Fahrzeuge spiegeln sich im Asphalt, denn die Temperaturen sind nochmals gestiegen.
Im Nationalpark wird es etwas gebirgiger. Es hat wieder mehr Bäume und felsige Hügelzüge. Schon nach kurzer Zeit verlassen wir die geteerte Strasse und folgen einer Schotterstrasse, die in engen Kurven durch die Hügel führt. Unser Campingplatz ist relativ klein und einer der abgelegensten hier, darum verwundert es uns auch nicht, dass wir an dem Abend keiner Menschenseele mehr begegnen. Wir geniessen die Ruhe und erfreuen uns am Sternenhimmel.
Am nächsten Tag begraben wir unsere Wanderpläne relativ schnell. Wir sind zu spät aufgestanden und die Temparaturen sind bereits um acht Uhr viel zu hoch zum Wandern. So erkunden wir die Gegegend mit dem Auto und suchen einen neuen Campingplatz für die kommenden Nächte. Die Strasse führt durch kleine Schluchten und Wasserläufe und ist nicht immer in gutem Zustand. In der Schweiz würde wohl niemand ohne 4WD auf einer solchen Piste fahren. Wir kommen also nur langsam voran, geniessen dafür das Panorama, die Fauna und Flora. Neben den Gelbfuss Rock Wallabies und Varanen kriegen wir sogar einen Adler zu Gesicht.
Wir haben einen Campingplatz mit Schatten gefunden und richten unser Lager für zwei Nächte ein. Die Temparaturen steigen am Nachmittag nochmal stark an und so liegen wir wie die toten Fliegen im Schatten und warten auf etwas Abkühlung am Abend. Am nächsten Morgen sind wir früh auf den Beinen, für die Rundwanderung, die direkt vor unserem Camp beginnt. Der Himmel ist bedeckt und es fallen sogar ein paar Tropfen Regen - ein perfekter Wandertag. Die Wege sind sehr gut gekennzeichnet. Wir überqueren viele ausgetrocknete Wasserläufe, die vor Kurzem noch Wasser geführt haben, nun sind aber nur noch einzelne Pfützen zu sehen.
Stuart Highway
9. - 21. Januar 2011, 46'739km
Auf dem Weg nach Norden machen wir einen kurzen Abstecher zum Dog Fence (Hundezaun). Der wurde errichtet um die Schafherden im Südosten von Australien vor den Dingos (Wildhunde) zu schützen und erstreckt sich über tausende von Kilometern quer durch das Land. Wieder zurück auf den Stuart Highway geht es darum, möglichst viele Kilometer zurückzulegen. Wir überqueren die Grenze zum Northern Territory und erreichen gegen Abend Curtin Springs, das am Lasseter Highway und auf halben Weg zum Uluru (Ayers Rock) liegt.
Alice Springs ist der erste Ort, der sich Stadt nennen kann, seit wir die Küste verlassen haben. Alice ist bekannt für die zahlreichen Galerien mit Kunst der Aborigines. Wir wollen ein kleines Andenken von hier nach Hause nehmen, denn die abstrakten Bilder gefallen uns sehr gut. Nach einiger Bedenkzeit entscheiden wir uns für den Kauf zweier Bilder. Am Abend treffen wir nochmals auf Palma und Adi, zwei Schweizer, die wir schon in Coober Pedy und beim Uluru gesehen haben, und wir gehen zusammen auf ein Bier ins Pub.
Unsere nächste Station ist der Mac Donnell Ranges National Park, ein Gebirgszug der sich von Alice aus nach Westen hinzieht. Es gibt hier eindrucksvolle Schluchten zu entdecken, in denen sich kleine Seen gebildet haben. Um den Bushcampingplatz zu erreichen, müssen wir diverse Wasserläufe queren und um grosse Steine und tiefe Fahrrillen herummanövrieren. Ausser uns ist wohl keiner auf die Idee gekommen, auf diesem Pfad zu fahren, so sind wir einmal mehr ganz alleine für die Nacht – das haben wir uns jedenfalls so gedacht. Sobald wir das Licht gelöscht haben, hören wir komische Geräusche. Zuerst denken wir an Tiere, die um das Auto schleichen und versuchen durch das Fenster etwas zu erkennen. Dann müssen wir aber feststellen, dass die Geräusche aus unserem Auto kommen. Zuerst treffen wir auf angefressene Verpackungen mit Nahrungsmittel. Wir räumen alle Kästchen aus und tatsächlich schaut uns kurz darauf eine Maus an. Zuerst sind wir glücklich, dass es nur eine Maus ist, aber nun geht es daran, diese wieder loszuwerden. Wir öffnen die Türe und versuchen die Maus aus dem Auto zu jagen, was nach relativ kurzer Zeit auch klappt. Zufrieden legen wir uns wieder hin und freuen uns auf etwas Schlaf - inzwischen ist es doch schon Mitternacht. Doch es war zu früh der Freude, nach etwa einer Viertelstunde geht das Krabben weiter. Entweder hat es zwei Mäuse, oder die eine hat den Weg zurück in den Camper gefunden. Wir haben gehört, dass man Mäuse nur loswerden kann, indem man sie tötet, da sie sonst sofort wieder zurückkommen. Glücklicherweise ist der Ort, an den sich die Maus hinflüchtet, für uns gut erreichbar und für sie wie eine Sackgasse, und so ist sie schnell erschlagen.
Gegen zwei Uhr in der Nacht sind wir uns sicher, dass es zwei Mäuse gibt, oder gab, denn wir hören wieder Geräusche – wir sind mittlerweile geübt und kennen die Fluchtwege, so ist auch diese nach kurzer Zeit erledigt. Wir geniessen nun doch noch ein wenig Schlaf und besorgen uns am nächsten Tag eine geschlossene Kiste, in der wir sämtliche Nahrungsmittel in Sicherheit vor Nagetieren aufbewahren können.
Nach einer weiteren Nacht in Alice – und dem Entdecken einer jungen Maus im Abwassereimer – verlassen wir die Stadt Richtung Norden. Wir machen einen kurzen Halt in Wycliffe Well, das sich selbst die UFO-Hauptstadt von Australien nennt. Wie üblich ist auch dieser Ort nicht viel mehr als ein Roadhouse: eine Tankstelle und ein Restaurant. Vielleicht sieht man hier plötzlich Aliens, wenn lange keine Menschenseele vorbeikommt. Der Höhepunkt des Tages sind jedoch die Devils Marbles: runde Felsen, die aufeinander und nebeneinander liegen. Wir verbringen die Nacht auf dem Campingplatz gleich nebenan und geniessen den Sonnenuntergang in dieser tollen Landschaft, die unsere letzte Station auf dem Stuart Highway und unerwarteterweise auch die Eindrucksvollste ist.
Ostküste
9. Februar - 9. März 2011, 53'592km
Ein paar Tage früher als geplant treffen wir Yasmine und Andy in Lismore, wenige Kilometer von der Küste entfernt. Die beiden haben in ihren Ferien bereits einige Kilometer gemacht von Melbourne bis fast and die Grenze zu Queensland. Wir wollen jetzt ein paar Tage zusammen verbringen und Badeferien machen.
Nach der ersten Planbesprechen und ein paar Erledigungen fahren wir im Konvoi durch Macadamia-Plantagen zum Nightcap Nationalpark. Nach einem langen Abend bei Wein und Vielle Prune wandern wir am nächsten Morgen durch den angrenzenden Nationalpark. Plötzlich entdecken wir kleine Würmer auf unseren Schuhen, an den Socken und den Beinen. Die kleinen Tiere saugen sich fest und lassen erst wieder los, wenn sie sich mit Blut gefüllt haben. Von Hand sind die Viecher kaum wegzubringen und wir machen uns schnellst möglich auf den Weg zurück zu den Autos. Dort ist der Boden weniger feucht als beim Wasserfall und es gibt hier keine Blutsauger-Würmer mehr.
In der Gegend befindet sich der kleine Ort Nimbin, die Hippie Hochburg von Australien und die wollen wir uns nicht entgehen lassen. Kaum haben wir parkiert, wird uns gleich Marihuana zum Kauf angeboten; und so geht es weiter, bis wir wieder abfahren. Ein wirklich schräger Ort mit vielen Touristen und noch mehr Aussteigern. Die Leute sind sehr eigenartig (oder einzigartig) und man kann sich hier mit „People Watching“ wunderbar die Zeit vertreiben; dafür gibt es genug Gelegenheiten, denn das Servicepersonal in Nimbin ist nicht das effizienteste – man hat ja Zeit.
Byron Bay ist ein kleiner Ferienort mit wunderschönen Stränden zum Baden und Surfen. Das Zentrum mit Surf- und Kleidershops und den Restaurants ist übersichtlich. Wir quartieren uns auf dem Campingplatz ein, zehn Autominuten vom Ort entfernt, und mit einem tollen Beach gleich vor der Haustür. Mit den Nachbarn auf dem Camping, ein Walliser und ein Fast-Walliser, kommen wir schnell ins Gespräch. Yasmine und Andy sind an einer Hochzeit in Byron Bay eingeladen und wir verbringen den Abend mit den beiden Schweizern bei Raclette und Weisswein – und nach Walliser Art mit einem Zwiebelsalat.
Nach fünf Tagen in Byorn Bay reisen wir in Richtung Norden, wieder über die Grenze nach Queensland. Nach einem kurzen Zwischenhalt im Lamington Nationalpark, wo sich die Frauen ein einem botanischen Garten beinahe verlaufen, fahren wir nach Noosa – ein Ferienort nördlich von Brisbane. Wir entscheiden uns für ein Apartment für die nächsten Tage und profitieren von den günstigen Preisen in der Nebensaison. Fünf Minuten vom Strand mieten wir ein 3 Schlafzimmer Appartment mit Küche und Wohnraum, Balkon und Dachterrasse inklusive Jacuzzi, Sauna und natürlich der obligate Grill. Das Ganze kostet uns nur 10 Dollar pro Person mehr, als ein Platz auf dem Camping!
Nach ein paar Tagen begleiten wir Andy und Yasi zurück nach Brisbane und nachdem wir uns am Flughafen verabschiedet haben, fahren wir wenige Kilometer nördlich auf Bribie Island. Wir sind nach zehn Tagen wieder alleine und da packt uns beide das Heimweh. Wir verbringen ein paar Tage am Strand und dann auf dem Stadtcamping in Brisbane, wo wir Zukunftspläne schmieden.
Noch mit unkonkreten Zukunftsaussichten geht es wieder südwärts, über Surfers Paradise (ein toller Strand mit Hochhäusern, die an den Bauboom in Dubai erinnern) zurück nach Byron Bay, wo wir ein Abend mit Candice und Dion verbringen. Candice und Dion haben wir in Laos kennen gelernt. Sie sind nun in Byron und managen dort eine Luxury Guesthouse mit einem grandiosen Ausblick auf die Bucht – da kann man nur eifersüchtig werden.
Hunter Valley
10. März - 10. April 2011, 54'033km
Sydney rückt immer näher und wir haben in der Zwischenzeit den Campervan im Internet zum Verkauf ausgeschrieben. Bevor wir aber die Australien Rundreise beenden, wollen wir unser Englisch noch auf Vordermann bringen, und wir brauchen Zeit, um einen Käufer zu finden. Bei HelpX suchen wir einen Host und werden bald fündig - im Hunter Valley. Das Abernethy Guesthouse gehört Vicky und Imants und liegt am Rand der berühmten Weinregion nördlich von Sydney. Die beiden haben sich bereits teilzeitpensioniert und beherbergen nur noch Gästegruppen am Wochenende. Wir helfen im und um das Haus mit, putzen, gärtnern und machen die Gästezimmer. Nebenbei verbringen wir viel Zeit mit unseren Hosts bei einem ausgezeichneten Essen und einem Glas Wein, und geniessen den Garten und den Pool.
Am ersten freien Tag zeigen uns Vicky und Imants die Weingebiete und wir gehen gemeinsam auf eine Degustationstour. Im Gegensatz zu Schweizer Weinbergen ist hier alles sehr grosszügig angelegt und Känguruhs hüpfen durch die Reben. Neben Weintrauben gibt es viele Olivenbaum Plantagen und die Bauern bieten eigenes Öl zum Verkauf an.
Nach zwei Wochen im Abernethy House meldet sich der erste Interessent für den Campervan. Kosta ruft uns aus Melbourne an, und nachdem wir ihm zig Fotos geschickt haben und beim Mechaniker ein Zertifikat eingeholt haben, welches bestätigt, dass das Fahrzeug in einem guten Zustand ist, machen wir den Verkaufspreis ab. Kosta fliegt mit seiner Frau am 8. April zu uns, und holt den Van ab; und wir sind glücklich, endlich das Geld in der Hand zu haben, und wieder ungebunden zu sein - nur mit einem viel zu grossen Rucksack...
Sydney
11. April - 13. April 2011, 54'230km
Nach viereinhalb Monaten kehren wir nach Sydney zurück. Die Verstaumöglichkeiten im Van haben uns zum Einkaufen veranlasst und wir haben einmal mehr viel zu viel Gepäck um bequem zu reisen, also gehen wir erst mal auf das Postamt und verschicken ein Packet mit sieben Kilogramm Ware in die Schweiz. Wortwörtlich erleichtert steht jetzt noch der Banktermin an. Unser Australisches Konto müssen wir noch vor der Abreise auflösen – bald ist auch das in die Wege geleitet und so geniessen wir noch eineinhalb Tage Sightseeing in Sydney.
Mit einer Freundin aus der Schweiz geniessen wir ein Frühstück am Darling Harbour, besuchen den Fischmarkt und sehen uns Sydney von oben an. Marita ist bereits das vierte Mal hier und kennt sich viel besser aus als wir. Sie zeigt uns die versteckten Gassen und Hinterhöfe, wo es zahlreiche kleine Pubs, Restaurants und Geschäfte gibt. Nach einem langen Tag fallen wir todmüde ins Bett. Bald schon klingelt der Wecker, denn wir wollen pünktlich am Flughafen sein für die Weiterreise nach Neuseeland.